Weil - Iohann Christian Leopold excudit
Stich von Johann Christian Leopold, zwischen 1730 und 1750
(Bestand L1: Leihgaben und Dauerleihgaben 1 –
Sammlung Dr. Rolf und Dr. Rose Schnaufer)
Quellenzusammenhang
Die früheste Weiler Stadtansicht verdanken wir der Gadnerschen Forstkarte aus dem Jahr 1552, hier allerdings lediglich in Form eines schematisierten Piktogramms. Auch auf einer um das Jahr 1600 herum datierten Karte der Besitzungen des Rittergeschlechts Gemmingen-Steinegg ist Weil der Stadt zu sehen ehe die Stadt auf den Abbildungen der Kieserschen Forstlagerbücher im Jahr 1682 auftaucht. Die Abbildung im Kartenwerk des württembergischen Offiziers ist die älteste detaillierte Stadtansicht – allerdings ist diese bereits über 30 Jahre nach dem verheerenden Stadtbrand von 1648 entstanden, so dass der Anblick der mittelalterlichen Reichsstadt unbekannt ist[1].
Eine Vedute aus der Mitte des 18. Jahrhunderts soll nun für den Januar als Archivale des Monats vorgestellt werden – der so genannte „Leopold-Stich“
In der Sammlung Dr. Rolf und Dr. Rose Schnaufer befindet sich ein Original dieses Stichs. Herausgegeben wurden diese bekannte und beliebte Stadtansicht durch den Augsburger Verleger und Kupferstecher Johann Christian LEOPOLD (* 1699 - † 1755). Die Familie Leopold verlegte neben den Stadtansichten auch Porträts und Notenstiche. Besagter Kupferstich erschien 1740 zusammen mit anderen Ansichten von Reichstädten in dem Sammelwerk "Europae Ornamentum et Munimenta". Es wurden zahlreiche Stadtansichten herausgegeben, so sind Wolfenbüttel, Braunschweig, Giengen, Jülich, Memmingen oder auch das österreichische Steyr und die heutige Bundeshauptstadt Berlin unter den zahlreichen Ansichten zu finden. Die Veduten ähneln sich in ihrer Erscheinung: von einer leicht erhöhten Position wird auf die Stadt herabgeblickt, im Vordergrund finden sich verschiedene Darstellungen von Mensch und Tier (Bauern, Jäger, Wanderer, Reiter, Nutztiere), der Titel sowie die Legende sind auf Fahnen geschrieben.
Für viele der Stiche Leopolds (und ebenso für zahlreiche weitere Verleger) lieferte Friedrich Bernhard WERNER (* 28. Januar 1690, † 20. April 1776) mit seinen Zeichnungen die Vorlage. Werner bereiste weite Teile Europas und fertigte hunderte von Stadtansichten an - im Falle des Weiler Leopold-Stiches ist Werner jedoch nicht genannt.
Der Stich zeigt eine Stadtansicht Weil der Stadts vom Malersbuckel aus. Der in Latein und Deutsch abgefasste Begleittext gibt Informationen über Lage, Religion und Herkunft des Ortsnamens. Zusätzlich informiert eine von Putten auf Fahnen gehaltene Legende über einzelne bedeutsame Gebäude der Stadt.
Neben der in der Sammlung Schnaufer enthaltenen Originalausgabe verfügt das Stadtarchiv Weil der Stadt auch über zahlreiche Digitalisate und weitere Reproduktionen des Leopold-Stichs.
Transkription
Sonsten auch Wyl oder Weiler genannt. Ist eine freye Reichs-Statt in Schwaben am Wirms Fluhs
30 Meilen von Tübingen, albro St. petri Kirche zu sehen, der Catholischen religion zugethan: in einer an
Getreyde fruchtbaren Gegend und von mittelmäßiger Größe. Friedrichd er II. Römischer KKayser
hat ihr die Freiheit geschencket, und mit Mauren umgeben laßen, da sie zuvor noch ein Dorff gewe-
sen, und ihr deshalben von daherd er Nahme noch geblieben ist. Indeme sich hernach Villa in
Weil verwandelt hat
Gebäudebezeichnungen der von den Engeln gehaltenen Legende
1. Der Burger Thurm
2. Der hirschauische] Kast[en]
3. Das Obere Thor
4. Das Burger-Hauß
5. Das unter Thor
6. Das Rathhauß
7. Das Augustiner Closter
8. Die Pfarr-Kirche
9. Das Capucin[er] Clost[er]
10. Die Hirschauische Kellerey
11. Das Bad-Thor
12. Der Spital
13. Die Bar-Wiese
14. Die Wirms
15. St. Michael
16. Der Gottes Acker
[1] Ausführliche Informationen zu den verschiedenen Weiler Stadtansichten in Wolfgang Schütz, und Siegfried Schütz. Weiler Veduten: Weil der Stadt in Alten Darstellungen; dem Ehrenbürger von Weil der Stadt und Ehrenvorsitzenden des Heimatvereins Siegfried Schütz zu seinem 80. Geburtstag. 1. Aufl. Horb am Neckar: Geiger, 1997.