Karten im Bestand des Stadtarchivs Weil der Stadt
Archival des Monats
Für den Monat Mai soll ein kurzer Blick auf den Bestand S7 Karten, Pläne, Risse gegeben werden.
Innerhalb des sehr reichhaltigen Sammlungsbestands bietet der Bestand S 7 Karten, Pläne, Risse im Stadtarchiv Weil der Stadt eine große Vielfalt an Informationen zu Weil der Stadt und seinen Ortsteilen, reicht aber in seinen Inhalten zum Teil weit darüber hinaus.
Derzeit sind in unserem Kartenbestand ungefähr 250 Karten digital erfasst, davon wurden allein 200 in den letzten Wochen in unser System eingepflegt. Allerdings sind immer noch nicht alle Materialien dieses Bestandes verzeichnet. Die Unterlagen liegen in den verschiedensten Formaten vor. Zum Teil werden diese plan (also flach liegend) in Kartenschränken verwahrt, viele Karten sind allerdings auch gerollt.
Im Bestand befinden sich zahlreiche topographische Karten in den verschiedensten Maßstäben, vornehmlich von Weil der Stadt, aber auch aus der Region. Weiterhin gibt es Orts- und Stadtpläne des 19. Jahrhunderts bis hin zur Gegenwart, ebenso Baupläne von Gebäuden und Liegenschaften, Bauaufnahmen historischer Gebäude, Grundrisse aller Art oder auch „Verwaltungskarten“ zum Beispiel über Flurneuordnungen, Leitungspläne, Gewässerkarten oder auch Waldkarten über den städtischen Waldbesitz.
Auch die in der Landesvermessung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erstmalig erstellten maßstabsgetreuen Flurkarten finden sich in verschiedenen Faksimiles im Bestand S07. Neben vielen Originalen sind auch zahlreiche neuzeitliche Fotokopien/Faksimiles bekannter und/oder überregionaler Kartenwerke in diesem Bestand enthalten.
Im Nachlass des Anton GALL finden sich verschiedene Kriegskarten des Ersten Weltkriegs, die über die Frontverläufe das Kriegsgeschehen dokumentieren.
Aus der Gegenwart sind zum Beispiel auch touristische Kartenwerke vorhanden, beispielhaft dafür dieser Stadtplan aus dem Jahr 1974 (Signatur S7 91).
Zu den ältesten Karten im Stadtarchiv hingegen gehört eine Karte des Schwäbischen Reichskreises. Diese Karte trägt den Titel „Suevia Universa. IX. Tabulis Delineata, in quibus Omnium, non solum ad Circulum, pertinentium Episcopatuum, Ducatuum, Marchionatuum, Principatuum, Abbatiarium, Comitatuum, Dynatiarum, Civitatum Imperialium, ut et Ordinis Equestris, Sed etiam Omnium Eidem inter: […]“
Frei übersetzt bedeutet dies in etwa: „Ganz Schwaben, in neun Tafeln gezeichnet, in welchen alle nicht allein die des Kreises bestehenden Bischofssitze, Herzogtümer, Marquisate, Herrschaften, Klöster, […], Reichsstädte und Ritterorden, aber auch alles dazwischen [enthalten ist].
Der Schwäbische Reichskreis war einer der zehn Kreise, in die das Reich unter Kaiser Maximilian eingeteilt wurde. Die Karte wurde um 1725 von Matthäus SEUTTER[1] und Jacques MICHAL[2] erstellt und vertrieben, ein Exemplar wurde wohl auch für Weil der Stadt angeschafft – die genaue Provenienz ist jedoch unklar. Die Karte galt bis zum Ende des Reiches als einer der besten Darstellungen des Schwäbischen Reichskreises.
Ein interessanter Bereich der Kartensammlung sind illustrierte neuzeitliche Darstellungen der ehemaligen deutschen Ostgebiete in Polen oder Tschechien – diese Karten gelangten über den Nachlass später in Weil der Stadt ansässiger Heimatvertriebener in die Bestände des Stadtarchivs. Viele der zumeist im BdV organisierten Heimatvertriebenen pflegten zeitlebens eine enge Bindung an die alte Heimat, die sich offenkundig auch im Erwerb und Besitz dieser Karten zeigte.
In der Mediengalerie sind einige weitere interessante Karten aus dem Bestand S07 des Stadtarchivs zu sehen.
[1] Seutter: Matthäus S. (auch Seuter), Kupferstecher und Kartograph, wurde 1678 in zu Augsburg geboren, Quelle ADB
[2] Jacques Michal (* um 1680 in Sedan; † um 1750 an einem unbekannten Ort) französisch-deutscher Kartograph