Carlo Schmid in den Beständen des Stadtarchivs Weil der Stadt

Archival des Monats

"Er war mehr ein Mann des Geistes als ein Mann der Macht" - so beschrieb der frühere Bundeskanzler Schmidt seinen SPD-Parteigenossen Carlo Schmid, der in Südfrankreich (Pergignan) geboren wurde und seine Kindheit bis zum achten Lebensjahr in Weil der Stadt verbrachte. Für den Monat Oktober sollen die zu Carlo Schmid im Stadtarchiv Weil der Stadt verwahrten Unterlagen vorgestellt werden.

Quellenzusammenhang: Sammlungsbestand zu Carlo Schmid - Bestand Sammlungen – Zeitgeschichtliche Sammlung des Stadtarchivs (ZGS)

 

Der deutsche Politiker und Staatsrechtler Carlo Schmid (*03.12.1896, † 11.12.1979), Sohn eines deutschen Vaters und einer französischen Mutter, wurde in Perpignan (Südfrankreich) geboren, verbrachte aber seine Kindheit von 1898 bis 1906 in Weil der Stadt. Hier war sein Vater Joseph Schmid als Rektor der Realschule tätig.

Schmid erlangte als einer der „Väter des Grundgesetzes“ und Politiker (SPD) der noch jungen Bundesrepublik einen großen Bekanntheitsgrad. Der promovierte Jurist Schmid wirkte zunächst im Justizdienst Württembergs und später als Dozent und ab 1945 als Professor an der Universität Tübingen. Nach dem Krieg war er politisch zunächst als Regierungschef des Landesteils Württemberg-Hohenzollern, später als Justizminister Württemberg-Hohenzollerns tätig. Als Mitglied des Verfassungskonvents und des parlamentarischen Rats hatte er maßgeblichen Einfluss auf die Ausgestaltung des Grundgesetzes. Für den Wahlkreis Mannheim saß Schmid von 1949 bis 1972 im Bundestag, über lange Jahre war er Vizepräsident des Deutschen Bundestags, im Kabinett Kiesinger (1966 bis 1969) zudem Bundesminister für Angelegenheiten des Bundesrats und der Länder.

Über seine Kindheit und frühe Schulzeit in Weil der Stadt sind in der Öffentlichkeit nur wenige Äußerungen von ihm selbst bekannt. So schweigt er das Kapitel Weil der Stadt in seiner 1979 erschienen Autobiographie gänzlich aus – Petra Weber beschreibt dies in ihrer Biographie über Carlo Schmid mit folgenden Worten: „Die Schulzeit in Weil der Stadt war vermutlich für ihn mit demütigenden Erfahrungen verbunden. Darüber aber schwieg er, wie er überhaupt später verdrängte, dass er in Weil der Stadt die ersten neun Jahre seines Lebens verbracht hatte.“[1] Die „französische“ Erziehung durch seine Mutter, die ihn sprachlich und wohl bedingt druch einen auffälligen Kleidungsstil auch äußerlich zum Außenseiter machte dürfte für diese demütigenden Erfahrungen ursächlich gewesen sein. Dennoch bestand in den 1960er und 1970er Jahren stets Kontakt nach Weil der Stadt. So besuchte Carlo Schmid die Stadt 1969, als ihm die Ehrenmitgliedschaft des Heimatvereins verliehen wurde, und 1975 anlässlich der 900 Jahr Feier der ersten urkundlichen Erwähnung Weil der Stadt. Zur Familie Louis Speidel hielt er vor allem im Alter stets Kontakt.

Neben dem jüngst aus Privatbesitz ins Stadtarchiv gelangten und hier vorgestellten Brief mit der Originalunterschrift Schmids verfügt das Stadtarchiv noch über zahlreiche Redemanuskripte von und über Carlo Schmidt, Presseberichte sowie diverse Korrespondenzen. Diese Materialien sind innerhalb des Bestandes in der „Zeitgeschichtlichen Sammlung“ (kurz:ZGS) des Stadtarchivs zu finden.

In der Dienstbibliothek des Stadtarchivs finden sich zahlreiche Bücher und (Zeitschriften-)Aufsätze zu Carlo Schmid ebenso wie eine ausführliche Bibliographie. Weiterhin findet sich eien Auswahl an Bildern zu Carlo Schmid in der Fotosammlung S4 des Stadtarchivs.

Im Weiler Stadtbild erinnert der „Carlo-Schmid-Platz“ an den berühmten Politiker, Verfassungsrechtler und Professor mit Weil der Städter Vergangenheit.

 

[1] Weber, Petra. 1996. Carlo Schmid: 1896 - 1979; eine Biographie. München: Beck.