Das 10 000. Bild im Stadtarchiv
(Stadtarchiv Weil der Stadt, Bestand Sammlungen S 4 Bildersammlung)
Die Sammlungsbestände eines Kommunalarchives sind meist sehr reichhaltig und umfassen Unterlagen jeglicher Art, die nicht aufgrund gesetzlicher Grundlage als Pflichtabgaben des jeweiligen Archivträgers an das Archiv gelangen, sondern im Gegenteil aktiv durch das Archiv oder mittels freiwilliger Abgaben passiv eingeworben werden. Dabei handelt es sich um Materialien verschiedener Provenienz: aus Privatbesitz (zum Beispiel Nachlässe von Personen, deren Leben und Wirken von öffentlichem Interesse war/ist), von ortsansässigen Vereinen und Institutionen, aber auch Parteien, von ehemaligen oder aktiven Gewerbebetrieben bzw. Wirtschaftsunternehmen, die Medienarten innerhalb der Sammlungsbestände sind dabei sehr unterschiedlich und reichen von Zeitungsausschnitten über Malereien sowie Plakaten und Programmschriften bzw. Festschriften bis hin zu Fotoabzügen/Dias/Negativen. Nicht immer sind Fotograf sowie Entstehungszeitraum und-ort (bei Personen-/Gruppenaufnahmen) bekannt, demzufolge ist die Information zu den Bildrechten nicht immer eindeutig. Die Sammlungen des Stadtarchivs Weil der Stadt gliedern sich in die Sammlungsbestände S1 bis S14. Dabei umfasst der Bestand S4 sämtliche Fotografien, die analog und/oder digital im Stadtarchiv vorliegen.
Kürzlich wurde in diesem Bestand S4 des Stadtarchivs der 10 000. Eintrag verzeichnet. Es handelt sich dabei um eine Luftaufnahme aus dem Jahr 1995, die einen Teil der Innenstadt von Weil der Stadt, den Bereich zwischen der Stadtkirche und der damals noch bestehenden Wolldeckenfabrik zeigt. Die Aufnahme entstammt einer Serie von 90 Bildern im Format 20 x 30 cm, angefertigt durch die Firma Foto Kempf - Luftbildtechnik und Vertrieb aus Stuttgart, die die Bilderserie der Stadt für 795,- DM angeboten hat. Bürgermeister Straub hatte den Erwerb durch die Stadtverwaltung am 28. Juni 1995 genehmigt, seit einigen Jahren befinden sich diese Bilder im Stadtarchiv Weil der Stadt.
Im Stadtarchiv sind ganz unterschiedliche Arten von Luftaufnahmen und Serien vorhanden, zahlreiche davon auch digital erschlossen. Militärische Aufnahmen, wie sie während oder kurz nach dem Krieg von den Alliierten angefertigt wurden, zeigen das Gelände meist aus größerer Höhe. Detailgenaue Aufnahmen aus niedriger Höhe werden oft von kommerziellen Firmen erstellt. Aus dem begleitenden Werbeschreiben der Firma Kempf:
„Die Bilder bieten vielfache Verwendungsmöglichkeiten. Für Ihre privaten Interessen bekommen Sie eine einmalige Ansicht des Ortes, an dem Sie Bürgermeister sind. Gleichzeitig erwerben Sie Erinnerungen für spätere Jahre. Ein Ankauf des Luftbildordners für Ihren Ort ermöglichen dem Bauordnungsamt / Gemeinderat wesentliche Entscheidungshilfen bei allen zur Planung kommenden baulichen Maßnahmen, besonders über deren Integration in das bestehende Ortsbild. Viele Begehungen und Besichtigungen einzelner Ortsteile bleiben Ihnen zeitlich und finanziell erspart. Eine weitere Bereicherung kultureller Art ergibt sich für archivarische Zwecke, besonders für das örtliche Museum.“
Während die Serie von 1995 nur Weil der Stadt zeigt, gibt es aus anderen Jahren auch Aufnahmen der Teilorte. Wenn Aufnahmen derselben Wohngebiete und Straßenzüge aus unterschiedlichen Jahren existieren, lassen sich sehr schön die baulichen Veränderungen nachvollziehen. Die Luftaufnahmen sind daher sehr informative Bildquellen zur Stadtgeschichte und insbesondere zur städtebaulichen Entwicklung.
Weitere historische Bilddokumente von Weil der Stadt sind in erster Linie die über 1000 Postkarten im Stadtarchiv. Leider gab es am Ort keinen Fotografen, der die Entwicklung der Stadt kontinuierlich in Bildern festgehalten hat. Aber immer wieder ergeben sich Zufallsfunde. So konnte das Archiv im Jahr 2011 41 Luftbilder von Weil der Stadt aus dem Jahr 1957 und 30 Luftbilder von Schafhausen aus dem Jahr 1958 in das Bildarchiv integrieren. Durch erfreuliche Umstände konnten im selben Jahr 39 Bilder eines unbekannten Fotografen, der in der Zeit um 1936 Weil der Stadt besucht hat, ins Bildarchiv übernommen werden. Manche Bilder aus diesem Nachlass zeigen Ecken von Weil der Stadt, von denen es bisher noch keine Aufnahme gegeben hat.
Der Bestand S4 Bildarchiv ist der umfangreichste Sammlungsbereich des Stadtarchivs. Das nachweislich älteste Bild ist die Aufnahme der Weil der Städter Familie BORGER, die vor 1862 in einem Fotostudio entstanden ist – allerdings verfügt das Stadtarchiv hier unter der Signatur S4 2853 nur über ein Digitalisat, das Original befindet sich nach wie vor in Familienbesitz.
Das ältesten im Bestand befindliche Original stammt aus dem Jahr 1882, es handelt sich dabei um ein Gruppenbild mit Viktor SCHÜTZ (1851-1939, links oben), Josef RIEHLE (1864-1929, rechts oben), Fridolin SCHLOTTER (links unten), Friedrich SCHIROTT (1862-1929, rechts unten); die Person in der Mitte ist unbekannt.
Außer Abgaben der Stadtverwaltung sind auch zahlreiche Bilder und Postkarten aus Privatbesitz und Nachlässen erfasst, denn immer wieder übergeben auch Privatpersonen Fotografien älteren Datums an das Stadtarchiv. So wird derzeit der umfangreiche fotografische Nachlass der 2014 verstorbenen Wochenblatt-Reporterin Helga Walter verzeichnet, die jahrzehntelang alle lokal bedeutenden Ereignisse und Personen im Bild festgehalten hat.
Die Fotos werden eingescannt und in einem Datenbanksystem verzeichnet. Für solche Überlassungen ist das Stadtarchiv sehr dankbar! Manchmal ergeben sich aus dem Vergleich mit bereits vorhandenen Aufnahmen auch wertvolle Informationen zum Bild, die den Besitzern selbst nicht bekannt waren.
Wer stadtgeschichtlich interessante Fotos zur Verfügung stellen kann oder wer selbst alte Aufnahmen benötigt, zum Beispiel für Jubiläen von Vereinen oder Firmen, kann sich gerne an das Stadtarchiv wenden!