Knoblauch, Ulrich
Amtsleitung Finanzverwaltung
Hier dreht sich alles ums Geld: Was steht im Haushaltsplan? Woher nimmt die Stadt ihr Geld? Was sind die größten Ausgaben? Wo wird gespart? Und wie steht es um die Verschuldung?
Kurz erklärt
Der Haushaltsplan listet (einfach ausgedrückt) alle Einnahmen und Ausgaben auf, die in einem Haushaltsjahr voraussichtlich anfallen werden.
Im Gegensatz zur Privatwirtschaft, deren Ziel die Gewinnmaximierung ist, steht bei der öffentlichen Finanzwirtschaft die Aufgabenerfüllung im Vordergrund. Den Kommunen werden vom Gesetzgeber Aufgaben zugewiesen, die sie in eigener Verantwortung zu erfüllen haben. Dazu gehören beispielsweise die Bereitstellung und Unterhaltung von Schulgebäuden und Kindertagesstätten, die Abwasserentsorgung, die Freiwillige Feuerwehr, die Unterhaltung von Straßen und Wegen und vieles mehr. Darüber hinaus können die Gemeinden freiwillige Aufgaben wahrnehmen. Dazu gehören zum Beispiel die Hallen in allen Ortsteilen, die Kinder- und Jugendarbeit, Spielplätze, die Musikschule oder das Hallenbad. Für die Verwaltung ist der Haushaltsplan also ein jährliches Aufgabenprogramm.
Der Haushaltsplanentwurf wird von der Verwaltung aufgestellt. Die Planung basiert auf dem Grundsatz, dass die Stadt wirtschaftlich und sparsam mit dem Geld, das sie aus verschiedenen Quellen erhält, wirtschaftlich und sparsam umgehen soll. Weitere wichtige Grundsätze sind die Generationengerechtigkeit, die Öffentlichkeit der Beratungen und die Sicherheit, die unter anderem Spekulationsgeschäfte oder eine zu hohe Verschuldung ausschließt.
Der Haushaltsplan wird im Finanz- und Verwaltungsausschuss vorberaten und anschließend im Gemeinderat behandelt. In den Haushaltsberatungen legt der Gemeinderat Jahr für Jahr fest, welche Schwerpunkte die Verwaltung in ihrer täglichen Arbeit verfolgen soll. Die Verabschiedung des Haushalts wird daher auch als Königsrecht des Gemeinderats bezeichnet.
Ist der Haushaltsplan vom Gemeinderat beschlossen, muss er dem Landratsamt Böblingen als zuständige Rechtsaufsichtsbehörde vorgelegt werden. Bestimmte Teile des Haushaltsplans bedürfen auch der Genehmigung des Landratsamtes, zum Beispiel Kreditaufnahmen. Wird der Haushaltsplan zum Vollzug freigegeben, darf über die Haushaltsmittel in voller Höhe verfügt werden.
Die wichtigsten Infos im Überblick
Der Haushalt sieht für das Jahr 2025 Einnahmen in Höhe von insgesamt 66,7 Mio. Euro vor. Die Top-Einnahmequellen in Weil der Stadt sind:
Den laufenden Einnahmen stehen im Haushalt 2024 laufende rechnerische Ausgaben in Höhe von insgesamt 71 Mio. Euro gegenüber. Daraus ergibt sich ein Defizit von 4,3 Mio. Euro. Die größten Ausgabepositionen in Weil der Stadt sind:
Das Investitionsprogramm 2025 stellt mit 20,3 Millionen Euro einen Rekord in der Geschichte der Stadt Weil der Stadt dar. Die hohe Summe wird trotz der schwierigen Finanzlage investiert. Denn bei fast allen Projekten handelt es sich um unaufschiebbare Pflichtaufgaben. Das sind die TOP-Investitionen 2025:
Der Investitionsstau bei der städtischen Infrastruktur beläuft sich nach Schätzungen der Verwaltung auf insgesamt rund 330 Millionen Euro. Das Investitionsprogramm für das kommende Jahr macht deutlich, dass dieser konsequent abgearbeitet wird. Neben den finanziellen Ressourcen müssen auch die personellen Ressourcen immer im Blick behalten werden. Klar ist auch, dass zusätzliche Projekte in den kommenden Jahren nicht oder nur in Ausnahmefällen realisiert werden können.
Im Jahr 2025 wird mit einer maximalen Kreditaufnahme von 17,4 Mio. Euro und einer Tilgung von 1,4 Mio. Euro gerechnet. Damit würde die Nettoverschuldung von derzeit 16,7 Mio. Euro auf voraussichtlich 32,7 Mio. Euro Ende 2025 steigen. Dies entspräche einer Pro-Kopf-Verschuldung von 1.675 Euro je Einwohner. Die durchschnittliche Pro-Kopf-Verschuldung der Kommunen vergleichbarer Größe lag Ende 2023 bei 450 Euro. Aktuellere landesweite Zahlen liegen noch nicht vor.
Trotz aller Sparmaßnahmen und einer strikten Priorisierung der Projekte ergibt sich planmäßig eine Neuverschuldung von rund 16 Mio. €. Denn wo andere Kommunen auf Rücklagen oder Überschüsse aus dem laufenden Betrieb zurückgreifen können, bleibt Weil der Stadt zur Finanzierung von Investitionen nur der Weg über die Fremdfinanzierung. „Die letzten drei Jahre sind wir ohne Kreditaufnahmen durchgekommen. Das ist zunächst einmal eine gute Nachricht. Gleichzeitig erklärt das aber auch, warum die Kreditaufnahmen für 2025 nun geballt kommen“, erklärte Bürgermeister Christian Walter in der Sitzung.
Neben den Pflichtaufgaben fallen auch Kosten für die freiwilligen Aufgaben der Stadt an. Die größten freiwilligen Aufgaben sind:
Mit 300.000 Euro ebenfalls eine große freiwillige Aufgabe ist das Hallenbad. Weil das Hallenbad als Eigenbetrieb organisiert ist, sind diese Kosten allerdings gesondert zu betrachten.
„Für Weil der Stadt ist das im Jahresvergleich ein guter Haushalt! Auch im Vergleich zur allgemeinen Lage der Kommunen ist das ein guter Haushalt“, betonte Bürgermeister Christian Walter und zählte in der Sitzung eine ganze Reihe von guten Nachrichten auf:
Die Abschreibungen haben mit 3,2 Mio. Euro einen sehr großen Anteil an unserem negativen ordentlichen Ergebnis von 4,3 Mio. Euro. Da die Abschreibungen jedoch nicht zahlungswirksam sind, beläuft sich das Ergebnis im Cash-Flow auf -1,3 Mio. Euro. Damit schreibt der Haushalt 2025 beinahe eine rote Null. Erfahrungsgemäß verläuft das Haushaltsjahr immer besser, als geplant. Wenn das auch 2025 gelingt, schreibt er sogar eine schwarze Null.
„Gleichzeitig stellt die Neuverschuldung ein strukturelles Risiko dar. Zudem rechnen wir spätestens ab 2027 mit großen Unsicherheiten im Ergebnishaushalt. Denn die derzeitigen Gewerbesteuernachzahlungen sind natürlich keine dauerhafte Einnahmequelle. Perspektivisch werden daher weitere Konsolidierungen und Priorisierungen notwendig sein“, warnte der Rathauschef.
„Wir sind weiterhin gut beraten, den aktuell positiven örtlichen Trend in das „große Bild“ einzuordnen und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Für 2025 rechnen 87 % der Städte in Baden-Württemberg mit einem negativen ordentlichen Ergebnis. Denn die Einnahmen sinken während die Ausgaben steigen. Dies liegt neben den durch Tarifabschlüsse steigenden Personalausgaben vor allem an den zunehmenden Pflichtaufgaben, die Bund und Land den Kommunen ohne entsprechende Finanzierung aufbürden. Hinzu kommt die derzeit weltweit angespannte wirtschaftliche und politische Lage. Die Stadt Weil der Stadt kann aber nicht die großen Probleme anderer Ebenen lösen. Deshalb gilt es weiterhin, unsere Stärken auszuspielen, an unseren Schwächen zu arbeiten und so die gute Entwicklung der letzten Jahre fortzusetzen“, ergänzt Stadtkämmerer Ulrich Knoblauch.
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