Pfarrchronik 186-1916, Hochwasser am 16. Juni 1914

Archival des Monats

Die Archivalien des Kirchenarchivs St. Peter und Paul sind als Depositumbestand seit Juli 2005 im Stadtarchiv Weil der Stadt untergebracht. Der Bestand ist weitgehend geordnet und verzeichnet. Als Depositumbestand steht er interessierten Benutzern des Stadtarchivs zur Verfügung.

Quellenzusammenhang:

 

Die Bestände des Kirchenarchivs und des Stadtarchivs sind bis ins 19. Jahrhundert hinein nicht klar von einander geschieden und so scheint die Zuordnung zum jeweiligen Bestand manchmal zufällig zustande gekommen zu sein. Zum einen gab es Gremien wie den Kirchenkonvent, in dem die Stadtverwaltung und die Kirchenverwaltung paritätisch vertreten waren. Zum andern haben sehr häufig städtische Amtsträger Verwaltungsaufgaben wie z.B. die Erstellung der Jahresrechnungen übernommen. Oder es gab Aufgaben, für die sowohl die Kirche wie die Kommune zuständig waren wie z.B. die Schulträgerschaft im 19. Jahrhundert. In all diesen Fällen ist es sinnvoll, sowohl die Archivbestände der Stadt als auch die der Kirche in Augenschein zu nehmen.

Chroniken sind eine wichtige und leicht zugängliche Quelle für Historiker. Von den katholischen Geistlichen wurden Chroniken über das kirchliche Geschehen und sonstige Ereignisse in der Stadt in den Jahren 1820 -1859 und 1860 – 1916 geführt.
Pfarrerverweser Wagner, der für den am 26.11.1913 verstorbenen Stadtpfarrer Truffner für 3 Jahre nach Weil der Stadt gekommen war, hat seinen eigenen Eindrücken noch den Bericht vom Wochenblatt beigefügt, der am Tag nach der Hochwasserkatastrophe erschienen ist.

 

Transkription

Hochwasserkatastrophe
Am 16. Juni brach über Weilderstadt eine Wetterkatastrophe herein, wie sie die ältesten Leute hier noch nicht erlebt haben.
In den Wohnungen der unteren Stadt konnte man andern Tages durch Schlamm waten. 2 Tage lang arbeitete man mit Pumpen, um die Kellerräume wasserfrei zu bekommen. Manche Keller waren bis zur Decke mit Wasser gefüllt.

Das Hochwasser förderte noch wochenlang neue Schäden ans Licht. Einige Tage später brachen an verschiedenen Stellen mitten in den besten Straßen Quellen hervor (Schafhausen, Simmozheimer Straße), ebenso in einigen Scheuern. Der Stadt wurden von der Militärverwaltung Ludwigsburg 35 Mann nahezu 14 Tage “zur Verfügung gestellt, um wenigstens die dringendsten Reparaturen zu besorgen. Ein alter Mann (Graze) bekam wegen Erkältung, da sein Bett tief im Wasser stand, Gelbsucht und starb rasch weg. Unter Kindern riß Scharlach ein. In den Wiesen stand noch wochenlang das Wasser. Am Anfang August läuft das Wasser noch über die Straße von Malmsheim, weil in den dortigen Äckern eine neue Quelle fließt, jedoch seit Mitte September nicht mehr