Die „MISSALE ROMANUM“ im Bestand des Pfarrarchivs Weil der Stadt
Archival des Monats
(Stadtarchiv Weil der Stadt, Bestand Pfarrarchiv)
Quellenzusammenhang
Die Archivalien des Kirchenarchivs St. Peter und Paul sind als Depositumsbestand seit Juli 2005 im Stadtarchiv Weil der Stadt untergebracht. Der Bestand ist grob geordnet, einer großer Teil der Archivalien ist verzeichnet. Eigentümer des Kirchenarchivs ist nach wie vor die katholische Kirchengemeinde Weil der Stadt, der Bestand wird aber auf Grundlage eines Vertrags zwischen Kirchengemeinde und Stadt im Stadtarchiv aufbewahrt und nach archivfachlichen Grundsätzen erschlossen und betreut.
Dieser Depositalbestand steht den interessierten Benutzern des Stadtarchivs zur Verfügung, und wird seitens des Stadtarchivs für die ortsgeschichtliche Forschung genutzt.
Für den Monat März 2024 soll der Bestand der Messbücher vorgestellt werden. Dabei bezeichnet der Begriff „Missale Romanum“ das Messbuch der katholischen Kirche. Es handelt sich um ein verbindliches und einheitliches Regelwerk für die Feier der Messe nach dem katholischen Ritus. Die Messbücher erfuhren zwar immer wieder Anpassungen, auch wurden vereinzelt Elemente hinzugefügt. Vor allem die Texte der heiligen Messe (Ordinarium Missae) blieben dabei aber bis 1960/65 weitgehend unverändert. In dieser Zeitspanne, die von 1570 (Konzil von Trient) bis 1962 (Zweites Vatikanum) andauerte, spricht man von der „Tridentinischen“ Messe.
Natürlich gab es immer wieder neue und verschiedene Ausgaben – allein im Pfarrarchiv sind mehr als 20 verschiedene Ausgaben an Messbüchern aus diversen Jahrhunderten vorhanden.
Hier vorgestellt werden eine Ausgabe aus dem Jahr 1720 sowie aus dem Jahr 1923.
Die ältere Ausgabe entstammt der „Hochfürstlichen Stiftsdruckerei Kempten“ („Ex ducali Campidonensi typographeo“) und wurde im Jahr 1720 verlegt. Als Buchdrucker ist ein „Joannem MAYR“ angegeben. Das Werk ist – wie bei kirchlichen Texten üblich – in Latein gehalten. Es beschreibt den Ritus der Messe, also die Messordnung und die liturgischen Handlungen. Ebenso sind weitere Gebete und Gesänge enthalten, auch ein liturgischer Kalender ist Bestandteil.
Aufgrund der Abfassung in lateinischer Sprache waren die Messbücher nur durch die Geistlichen zu gebrauchen. Erst im Verlauf des späten 19. Jahrhunderts wurden „Volksmessbücher“ in deutscher Sprache veröffentlicht.
Das zweite hier vorgestellte Messbuch ist aus dem Jahr 1923, und wurde in Regensburg („Ratisbonae“) durch die noch heute als Verlag bestehende Druckerei Friedrich PUSTET verlegt und hergestellt. Ein handschriftlicher Eintrag auf der Titelseite weist daraufhin, dass nach dem Ende der Inflation und der Einführung der Rentenmark im Herbst 1923 dieses Messbuch im Jahr 1924 – also vor genau 100 Jahren – dank „milder Gaben“ für die Weiler Kirchengemeinde angeschafft werden konnte. Das Buch wurde nach dem Erwerb durch das Konradihaus Schelklingen mit einem neuen Prachteinband ausgestattet.
Im Folgenden sind die Kapitel zum Auferstehungsfeste (auf Latein „Dominica resurrectionis“) in beiden Werken zu sehen. Die in den Messbüchern auffallende in roter Schrift gehaltenen Texte stellen die „Rubriken“ dar, also die jeweiligen vorzunehmenden liturgischen Handlungen, die von den übrigen Inhalten (liturgischen Gebeten oder Gesängen) farblich abgesetzt sein sollen. Das Wort „Rubrik“ entstammt dem lateinische Wort ruber für rot und bezeichnet noch heute eine Gliederungsebene oder die Einteilung nach einer bestimmten Ordnung.
Stadtarchivar